Der letzte Blogeintrag zu unserer Patagonienreise. Nach den
beeindruckenden Naturabenteuern in Patagonien ließen wir unsere Reise mit
Städtetrips ausklingen. Wie aus einem ruhigen Traum gerissen kehrten wir zurück
zu hohen Temperaturen, Verkehr, viel Getummel – das Stadtleben hatte uns
wieder. Um uns step by step auf Rio vorzubereiten, standen zuvor 2 Städte am
Plan. Die ausgeflippte Hippiestadt Valparaiso und Santiago de Chile. Wir hatten
viele gute Sachen von Valparaiso im Vorfeld gehört und ich muss sagen es
dauerte nicht lange und wir hatten uns in dieses Städtchen (nur 250.000 EW)
verliebt. Das Flair dieser Stadt hatte uns sofort in ihren Bann gezogen. Eine
Mischung aus ein bissal abgefuckt (wie wir's so schön nennen und mögen) viel
Geschichte und voll mit Hunden (Vicky war im Hundehimmel). Valparaiso ist etwas ganz Besonderes. Die
Menschen sehr offen, viele kleine Bars und Shops in denen sich herangehende
Künstler oder andere kreative Köpfe um deine Aufmerksamkeit bemühen. Die Stadt
vollgepflastert mit Streetart von hervorragenden Künstlern und jedes Graffiti
erzählt seine Geschichte – Traumland für Vicky aber auch Andi betonte schon am 2. Tag das dies eine Stadt zum leben
wär (zumindest für ein paar Monate)!!!
Wir machten eine tour4tips Walkingtour. Das heißt eine
geführte Tour durch die Stadt und am Ende der Tour zahlt man, was man meint das
einem diese Tour wert war. Im schlimmsten Fall gar nichts. Aber die Guides
machten es einen so gut wie unmöglich die Tour nicht zu mögen. Es war speziell
auf Publikum unseres Alters ausgerichtet und dadurch wurden spannende
Orte der Stadt erkundet und Geschichten erzählt die im Reiseführer nicht zu
finden waren. Ein voller Erfolg! Doch nach wenigen Tagen (und einen patzen
Rausch den wir uns am zweiten Abend in Valparaiso eingefangen hatten, gefolgt
von einem Tag Hangover 1.Klasse), ging’s für uns weiter nach Santiago de Chile-
der letzten Station unserer Reise.
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Weihnachtsmarkt unter Palmen
Kurze Anekdote dazwischen:
In den chilenischen Städten findet man sehr viele
Straßenhunde vor, aber ganz zur Freude meinerseits muss ich sagen habe ich noch
nie ein so ausgeglichenes Miteinander gesehen zwischen Hund und Mensch – schon gar
nicht in Großstädten. Auf die Frage wie – speziell Santiago de Chile und Valparaiso – dazu kommt so
viele Straßenhunde zu haben wurde uns gesagt, dass viele Menschen vom Land in
die Städte oder zumindest deren Umgebung ziehen mussten um Geld zu verdienen.
Ihre Tiere brachten sie so gut es ging mit und dazu zählen eben auch die Hunde.
Wenn die Leute dann in die Arbeit mussten ließen sie die Tiere quasi draußen
frei umherlaufen- somit bildeten sich viele Hunderudel. Man muss sagen wir
bekamen nur wenige Hunde zu Gesicht, die in einen schlimmen Zustand waren. Um ehrlich
zu sein kaum welche. Die Hunde waren keineswegs aggressiv und soweit uns die
Leute sagen konnten gibt es auch kaum Auseinandersetzungen oder Probleme mit
den Hunden. Die Hunde beherrschen die Straßenregeln (kein Scherz bei roter
Ampel überquert dort kein Hund die Straße). Es wird immer gewartet bis eine
Menschenmenge die Straße überquert, daraufhin machen es auch die Hunde. Hunde
werden von den Städtern gefüttert und kaum welche holen die Hunde „von der
Straße“ weil es ihnen dort einfach nicht schlecht geht. Ab und an sah man
Auseinandersetzungen zwischen den Hunderudeln- Revierstreitereien aber auch
diese fielen harmlos aus. Man sieht in dieser Stadt kaum Leute deren Hunde an
der Leine sind. Wenn jemand einen Hund besitzt und damit rausgeht passiert das
hauptsächlich ohne Leine und es funktioniert! Endlich der Beweis dafür, dass wenn
man weiß mit Tieren umzugehen, so etwas friedlicher und besser funktioniert als
diese sturen, blöden Richtlinien und Regeln an die man sich speziell bei uns in
Europa halten muss (Hund nicht an der Leine -> Strafe zahlen -> zum
Kotzen, wie wär‘s eher damit Leuten beizubringen WIE man richtig mit Hunden
umgeht anstatt deren Lebensqualität einzuschränken). Wie gesagt bestes Beispiel
dass es funktionieren kann haben wir selbst gesehen und erlebt. Und das war gut
so!
Anyway in Santiago steckten wir keine allzu großen Hoffnungen, da die Meinungen über diese Stadt eher geteilt waren. Uns kommt vor entweder
man liebt oder hasst diese Stadt. Es gab kaum etwas dazwischen. Zu unseren
Gunsten fiel die Stadt bei uns wiedermal auf die positive Seite. Mittlerweile
glaube ich, dass es kaum Plätze gibt an denen wir uns nicht wohlfühlen können
und das finde ich toll. Nicht immer die negativen Sachen rauspicken, sondern
die, die einem Positiv überraschen. Keine Frage es gibt viele Sachen die einen auf die Palme bringen. Auch hier in Rio. So wirklich funktionieren tut kaum was. Alles a bissl aber nix gscheit. Zumindest nicht so wie wirs gewohnt sind. Komischerweise beschweren sich die Leute hier kaum- ganz im Gegensatz zu Österreich. Da gibt's kaum was über das sich nicht beschwert wird.
Auch in Santiago haben wir die tour4tips genossen diesmal sogar 2 davon und beide Touren waren wirklich spannend und sehr interessant. Also wir können diese Touren nur empfehlen. Gehört haben wir ja schon zuvor davon - auch in Wien usw. solls welche geben - nur ausprobiert haben wir die Touren davor noch nie. Das wird sich jetzt ändern.
Eine weitere interessante Geschichte die wir dadurch erfuhren ist jene wie die Kaffeeindustrie Chilenen dazu brachte Kaffee zu mögen und diesen auch zu konsumieren. Chilenen sind eigentlich Teetrinker um genau zu sein sie lieben Mate Tee. Sehr gewöhnungsbedürftig dieses herbe Getränk aber es hat Stil. Anyway jegliche Kaffeehäuser haben sich die Zähne an den Chilenen ausgebrochen und mussten nach kurzer Zeit wieder schließen. Bis jemanden die brilliante Idee kam mit dem Motto sex sells zumindest die männliche Bevölkerung zum Kaffeetrinken zu animieren und das mit nichts anderen als kurzen Röcken und kaum vorhanden Tops. Kein Scheiss in Santiago findet man nur Kaffeehäuser die aussehen wie ein Puff und drinnen gibts nicht mal Bier zu kaufen sondern nur Kaffee und Kuchen. Von außen sieht man quasi nur den unteren Teil des Lokals - quasi die Scheibe ist durchsichtig so dass man nur nackte Beine auf High Heels herumstöckeln sieht- und alles darüber ist undurchsichtig. So lockt Santiago etliche Männer in Kaffeehäuser und es funktioniert (typisch Mann würd ich mal sagen).
Es gibt sogar Kaffeehäuser mit Happy Minute was nichts anderes bedeutet das 1 Minute lang (niemand weiß wann das genau sein wird) der Kaffee nackt serviert wird. Das heißt Männer sitzen sich dort an und warten auf die tolle 1 Minute (irgendwie traurig wenn i auf sowas warten muss). Tja die Taktik geht auf und somit sind die Kaffeehäuser tagsüber gefüllt und die Leute konsumieren Kaffee und Kuchen - und ich betone es noch einmal -> da drinnen wird kein Alkohol verkauft. Tja leider kam es nicht dazu, dass wir uns das von innen angesehen haben, ist sich dann irgendwie nicht mehr ausgegangen- wir hätten uns trotzdem gern selbst ein Bild davon gemacht.
Ein weiterer interessanter Stopp wurde noch am Friedhof
eingelegt. Klingt zwar etwas eigenartig aber diese Friedhöfe sind sehr
sehenswert. In Santiago ist der Friedhof so groß wie 114 Fußballfelder. Um sich
zurechtzufinden kann man sich Räder ausborgen bzw. die angehenden Begräbnisse
werden mit Wegbeschreibung, Datum und Uhrzeit auf verschiedenen digitalen
Anzeigetafeln die bei jedem Eingang platziert sind ausgestrahlt. Da hier
mehrere Religionen beisammen sind, sind auch die Gräber sehr verschieden
gestaltet. Von Gräbern wie wir sie kennen über riesige Mausoleen findet man
hier alles. Eine eigene Kindergrabstätte gibt es hier auch. Die Grabpflege
fällt hier viel lebendiger aus als bei uns. Der Friedhof ist auch ein
Aufenthaltsort. Hier findet man Menschen die auf Bänken sitzen und lesen oder
in der Wiese liegen. Es wird quasi mit den Gräbern gelebt und nicht umgangen
und nur zum Beten genutzt. Es nimmt der üblichen Friedhofstimmung diesen bitteren
Beigeschmack und gestaltet das ganze sehr lebendig – auch wenn es für uns etwas
eigenartig wirkte zu Beginn. Die Kinderstätte wurde mit Christbäumen und
diversen Spielzeugen geschmückt, und es gibt Eltern die zum Geburtstag quasi
eine Party schmeißen und bei den anderen Kindergräbern sowas wie
Geburtstagseinladungen verteilen- wie gesagt sehr gewöhnungsbedürftig, im
Grunde ein ganz anderer Zugang zu dem Ganzen wie wir es gewöhnt sind, trotzdem
interessant.
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